iPhone 6S Akku-Wechsel
iPhone 6S: Nach einem Akkuwechsel arbeiten ältere Geräte oft wieder schneller.
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Bremst Apple ältere iPhones? Manche Nutzer hatten diesen Verdacht schon lange. Bislang entpuppte sich das immer als falsch, war eher ein Ergebnis der durch neuere Software überforderten schwächeren älteren Hardware. Doch dann das Zugeständnis: Apple hat bestätigt, die Prozessorleistung in bestimmten iPhone-Modellen und unter bestimmten Umständen zu drosseln. Nun versprach das Unternehmen bezüglich der iPhone-Drosselung mehr Transparenz.

iPhone-Drosselung: Updates transparenter machen


Die Akkulaufzeit alter Geräte verbessern – das führte Apple als Grund für Software-Updates an. Schade nur, dass der Konzern es verpasste, Nutzer gebührend über die damit zusammenhängende Leistungsdrosselung aufzukären. Die Folge? Viele schickten ihre langsamen Geräte ein, weil sie die für kaputt hielten. Apple klärte daraufhin auf, dass es sich bei der geringeren Leistung der iPhones um eine bewusste Folge von Software-Updates handelte. Apples Zugeständnis ist der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) jedoch nicht genug. Sie äußerte verbraucherrechtliche Bedenken wegen mangelnder Informationsweitergabe. Apple gelobt Besserung und verspricht, Nutzer künftig über Updates, die Auswirkungen auf die Leistung haben, zu informieren. So entscheiden die User, ob sie die zulassen möchten. Die Einhaltung dieser Verpflichtung soll durch eine unterzeichnete Vereinbarung mit der CMA gewährleistet sein. Verstößt Apple gegen die Vereinbarung, behält sich die CMA die Möglichkeit vor, gerichtlich gegen den Konzern aus Cupertino vorzugehen.
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So kam die iPhone-Drosselung ans Lichtsy


Ausgelöst wurde die Debatte um die Drosselung durch den Bericht eines Nutzers auf Reddit. Ihm war aufgefallen, dass sein iPhone 6S sowohl in der Praxis als auch bei Benchmark-Tests deutlich langsamer arbeitete als das iPhone 6S seines Bruders. Der Clou: Nachdem er einen neuen Akku eingebaut hatte, war die Leistung wieder auf dem früheren Niveau. Eine Analyse des Benchmark-Anbieters Geekbench förderte weitere Details zu Tage: Bei der Auswertung sämtlicher Ergebnisse in der Geekbench-Datenbank zeigte sich, dass Geräte wie das iPhone 6S oder iPhone 7 erst mit neueren iOS-Software-Versionen in auffälliger Häufung signifikant schlechtere Tempo-Werte erreichten.
Geekbench-Vergleich von iPhone 6S mit iOS 10.2 und 10.2.1
Vergleich der Ergebnisse in der Geekbench-Datenbank: Sämtliche iPhone-6S-Modelle mit iOS 10.2 erreichten im Geekbench-Test noch rund 2.500 Punkte. Ab iOS 10.2.1 erzielen viele niedrigere Werte, etwa um gut 1.500 Punkte. Quelle: Geekbench.com
Foto: Geekbench/Montage: COMPUTER BILD

iPhone-Drosselung: Apple nimmt Stellung


Gegenüber US-Medien erklärte Apple die Hintergründe der Drosselung so: Sie setze immer dann ein, wenn die Lithium-Ionen-Akkus nicht mehr in der Lage seien, Spitzenstrombelastungen standzuhalten – etwa bei großer Kälte, zu niedriger Akkuladung oder schlicht zu stark gealterten Akkus mit verringerter Leistung. Damit das iPhone sich in solchen Fällen nicht einfach ausschalte, drossele das System automatisch die Leistung des Prozessors. Bereits Ende 2016/Anfang 2017 wurde die Drosselung für iPhone 6, iPhone 6S und iPhone SE eingeführt, seit iOS 11.2 gilt Ähnliches für das iPhone 7. Auch für andere Produkte würden künftig ähnliche Begrenzungen des Spitzenstromverbrauchs eingeführt werden.

Lösung: iPhone-Akkutausch


Ist Ihr iPhone betroffen? Wenn es deutlich länger als ein Jahr im intensiven Einsatz mit täglichem Aufladen ist, vergleichen Sie einfach die Prozessor-Leistung Ihres Geräts mit der App Geekbench 4 und mit den Einträgen in der Geekbench-Datenbank. Sind die Werte auch bei mehrfachem Durchlauf bei normaler Raumtemperatur und gutem Akku-Ladestand deutlich niedriger, dürfte sich ein Akku-Austausch lohnen. Mehr Details liefert ein Artikel zum iPhone-Akku-Wechsel.

Einschätzung: Ist die Aufregung berechtigt?


Für viele iPhone-Nutzer dürfte die Erkenntnis, dass ihr Gerät systematisch gedrosselt wird, ein Schock sein. Dabei ist das Vorgehen durchaus sinnvoll: Nur so kann ein stabiler Betrieb des iPhones auch mit schwächelndem Akku oder bei widrigen Umständen wie winterlicher Kälte gewährleistet sein. In ersten Stichproben zeigten sich Drosselungen bei Geräten mit intensiver Nutzung über zwei Jahre oder mehr. Wünschenswert aber wäre mehr Transparenz noch vor dieser Debatte gewesen: So hätte Apple das Vorgehen bereits mit dem erstmaligen Einsatz Ende 2016 erklären können oder die einsetzende Drosselung im iPhone anzeigen können. So oder so gilt die Problematik nicht nur für iPhones – und wäre eigentlich ein wichtiges Argument für Smartphone-Akkus, die der Nutzer selbst austauschen kann. Ein Wechselakku jedoch ist auch bei Android-Geräten nur selten zu finden. Und: Beim iPhone geht der Akkuwechsel in Fachwerkstätten schneller von der Hand als bei den meisten anderen Top-Smartphones.